Die Kolumne: Tee aus Zitronenmelisse geht ja gar nicht – oder wer trinkt denn schon Klostein?

Ein Genuss: Frische Minze in Grünem Tee.

Es wird kälter und bei uns beginnt die Teesaison. Der Geruch der aufgebrühten Kräuter weckt Erinnerungen. Bei Kamille kommen Bilder von Halsschmerzen und Husten hoch. Im eigenen Garten haben wir sie nicht. Denn nur die jungen Blüten, sorgsam getrocknet haben genug Inhaltsstoffe um auch zu helfen – dafür gehen wir bei Bedarf lieber in die Apotheke.

Fenchel-Tee lässt an Stillzeit aber auch an Verdauungsprobleme und Koliken denken. Fenchel-Pflanzen sehen hübsch zwischen anderen Stauden aus. Teeliebhaber ernten im Herbst die Früchte der großen Blütendolden, die meist Samen genannt werden. Leicht mit dem Mörser bearbeitet haben sie ein wunderbares Lakritz-Aroma.

Bei dem Geruch von Zitronenmelissen-Tee muss ich an Klostein denken. (Ich hoffe, ich habe jetzt niemanden seinen Lieblingstee vermiest). Doch einige Blätter mit kochendem Wasser überbrüht und dann in ein Wannenbad gegossen verbreiten einen wunderbar wohligen Duft. Entspannend wirken soll es auch noch. Problematisch wird die Pflanze nur, wenn sich Samen bilden und das Kraut sich im gesamten Garten verbreitet.

Über Minze streiten sich die Gelehrten. Die einen bezeichnen die Staude als pflegeleichte Schönheit, die anderen als kaum zu bändigende Plage. Denn einmal ins Beet gepflanzt, kriecht die Minze mit ihren Ausläufern an all die Orte, die ihr behagen. Verhindern lässt sich das nur, wenn sie in einen Kübel gepflanzt wird. Oder in ein ummauertes Areal. Es gibt natürlich noch eine weitere Möglichkeit, die wir bevorzugen: den Sommer über Mojito wie auf Kuba und den Herbst über Grünen Tee mit Minze wie in Nordafrika zu trinken. Und da wir dafür reichlich ernten wird die Minze bei uns nie zum Problem.

Die Kolumne: Eine halb so wilde Pfirsich-Kunde – nicht nur in Spanien wachsen sie auf Weinbergen

Der Unterschied: Weinbergpfirsiche aus Spanien (von links), von der Mosel und gelbfleischige aus der Pfalz.

Inzwischen führt sie fast jeder Discounter: Weinbergpfirsiche aus Spanien. Sie sind von ihren deutschen Kollegen leicht zu unterscheiden. Denn der spanische Paraguayo wurde aus dem Platt-Pfirsich und dem spanischen Weinbergpfirsich (der die Mittagssonne von den Reben abhalten soll) gezüchtet. Er sieht aus, als habe jemand in der Mitte fest zugedückt – flach und mit einer kleinen Vertiefung oben und unten. Dadurch lässt er sich leichter essen als seine runden Kollegen. Sein helles Fruchtfleisch ist süß und aromatisch. Ein viel wilderer Geselle ist der gerade reifende Rote Weinbergpfirsich. Er wächst vor allem an den Hängen der Moselregion, wo die  Gartenakademie Rheinland-Pfalz den Anbau auf Weinbergbrachen fördert. Die Frucht er rund 15000 Bäume ist klein, rund, hart und hat ein rot-marmoriertes Fruchtfleisch. Seine mangelnde Süße macht der Rote Weinbergpfirsich durch ein enormes Aroma wett. Denn er ist dichter dran an dem wilden Urahn aus China, der immerhin seit 2200 Jahren von Menschenhand gezüchtet wird (in Deutschland wurden Pfirsichkerne aus dem Jahr 120 n. Chr. gefunden). Rote Weinbergpfirsiche eignen sich wunderbar für Marmelade. Wer sie im eigenen Garten haben möchte, kann sie einfach aus dem Kern ziehen. Wer nun alle Überbleibsel einpflanzt, wird aber bitter enttäuscht werden: Pfirsiche brauchen warmes Klima. Halb so wild – solange man sie kaufen kann.

Rezepte mit Weinbergpfirsichen

Dunkelrot und intensiv: Marmelade aus Weinbergpfirsichen.

Marmelade

1,4 Pfirsiche

500 g Gelierzucker 1:2

1 Päckchen Bourbon-Vanillezucker

Zubereitung: Die Weinbergpfirsiche mit kochendem Wasser übergießen und einige Minuten stehen lassen. Abgießen, abkühlen lassen. Mit einem Schälmesser die Haut kreuzweise einritzen und abziehen. (Mit einem scharfen Messer lässt sich die Haut auch ohne das Überbrühen abschneiden, macht aber eigentlich mehr Arbeit). Das Fruchtfleisch abschneiden und Würfeln. Mit dem Gelierzucker und dem Vanillezucker übergießen und kurz ziehen lassen. Die Mischung nach Packungsbeilage kochen und in sterilisierte (mit kochendem Wasser ausgespülte) Gläser geben, gut verschließen.

Anmerkungen: Ich habe die Marmelade erst mit ungeschälten Pfirsichen gekocht und püriert. Es bleiben aber immer Stücke der sehr pelzigen Schale, die mich auf dem Brötchen gestört haben. Ein Moselaner empfahl mir, die Marmelade mit einem Schuss Rotwein zu kochen. Das habe ich noch nicht ausprobiert, da ich sie morgens esse und da die Vorstellung von Rotwein nicht mag. Das Aroma soll noch intensiver werden, wenn man die Schale zusammen mit fünf geknackten Kernen in einem Beutelchen mitkocht.

Pfirsichlikör: Die geviertelten Früchte ziehen im Alkohol.

Likör

1000 g Pfirsiche

500 g Zucker

500 ml Schnaps

1 Päckchen Bourbon-Vanille-Zucker

Zubereitung: Die Pfirsiche überbrühen wie oben (wegen der Keime auf der Schale wichtig). Ein großes Schraubglas mit heißem Wasser sterilisieren. Die Pfirsiche vierteln und im Glas schichten. Zwischendurch immer wieder etwas Zucker geben. Obendrauf kommen fünf bis sechs Pfirsichkerne – und zwar aufgeknacken (mit dem Hammer oder dem Nussknacker) und nur den inneren Kern nehmen. Vanille-Zucker zugeben und mit Schnaps aufgießen. Was man dazu für Alkohol nimmt ist Geschmackssache. Einige schwören auf den billigsten Korn oder Wodka vom Diskounter. Weinbrand ist denkbar. Ich nehme immer Gin, da das Aroma der Wacholderbeeren dem Likör einen zusätzlichen Kick gibt und wir den Geschmack mögen. Auf der Festerbank ziehen lassen. Dabei alle zwei Tage etwas rütteln, damit sich die Früchte bewegen. Sie müssen aber immer vom Alkohol bedeckt sein, damit sie nicht schimmeln! Ein Weinbauer sagte mir, mindestens drei Monate muss der Schnaps ziehen. Im Internet habe ich gelesen, dass einige sogar ein ganzes Jahr warten. Ich warte bis kurz vor Nikolaus, um den Likör zu verschenken. Den fertigen Likör durch ein grobes Sieb gießen, um die Pfirsiche zu entfernen. Danach durch einen Kaffee-Filter laufen lassen, um auch die Schwebstoffe zu entfernen. In schöne Fläschchen umfüllen. Pur genießen oder aber etwas Likör mit Rieslingsekt aufgießen. Lecker auch über Vanilleeis!

Anmerkung: Wer es vanilliger mag, kann eine ganze, aufgeschlitzte Schote zufügen. Es gibt auch Rezepte mit Zimtstange und Nelken, das passt nach meinem Geschmackt allerdings nicht so gut zu den Pfirsichen, weil es zu dominant ist.

Essig

Für Weinberg-Pfirsich-Essig habe ich eigentlich kein genaues Rezept, da ich dafür nur die Reste verwende. Also die Schale und Kerne. Ich schichte sich in ein Schraubglas und fülle das ganze mit gutem Apfelessig auf. Dann muss der Essig einige Wochen ziehen. Dann durch ein Sieb abgießen und anschließend durch einen Kaffeefilter laufen lassen, um die Schwebstoffe zu entfernen. Wer mag, kann den Essig anschließend mit etwas flüssigem Honig noch milder machen, zum Beispiel um ihn als Dip mit Weißbrot zu essen.