Auf den Nieswurz sind nicht nur Hummeln wild

Na schau mal einer an, was die Natur so kann: Der Palmblättrige Nieswurz (botanisch: Helleborus foetidus, auch weniger passend Stinkender Nieswurz genannt) sieht aus, als hätten sich unzählige Züchter daran vergnügt. Hellgrüne Blütenbüschel öffnen sich in Kniehöhe über dunkelgrün glänzenden Blättern und locken bereits Anfang März dicke Hummeln an. Wer mit der ersten wärmenden Frühlingssonne in den Wald geht und den Anblick nicht kennt, bleibt erst einmal staunend stehen. Denn während der Rest der Vegetation größtenteils noch Winterruhe macht, öffnet diese langlebige Staude umso imposanter ihre hängenden Glocken in leuchtendem Grün. „Die hätte ich gerne im Garten!“, rief eine Städterin erfreut über den Anblick.

Tatsächlich wächst die Pflanze auch gerne im heimischen Garten auf mageren Bögen im lichten Halbschatten. Gut sortierte Staudengärtnereien und Gartencenter verkaufen den Nieswurz als Gartenstaude, die kombiniert mit Winterlingen (Eranthis), Schneeglöckchen (Galanthus) in Spätwinter und Vorfrühling die Rabatten verschönert und auch gut für die Natur ist: Denn Hummeln und Wildbienen finden in ihren Glockenblüten eine erste wertvolle Nahrungsquelle.

Pflanzen einfach aus dem Wald mitzunehmen, wird vermutlich nicht mit Erfolg gekrönt sein. Ganz abgesehen davon, dass damit in die Natur eingegriffen wird, reagiert diese Pflanze wie viele ihrer Verwandten empfindlich aufs Verpflanzen. Sie wollen ihre Ruhe. Besser ist es da, Ameise zu spielen: Die Staude sorgt mit einer leckeren Beigabe am Samen dafür, dass Waldinsekten sie mitnehmen und so verbreiten. Die reifen Samen in den drei bis fünf Früchten pro Blüte können an einem geeigneten Standort in den Boden gebracht werden. Und dann sollte in dem Bereich besser nicht gebuddelt oder gehakt werden. Oder aber man überlässt Gärtnern das aussähen und pflanzt die einjährigen Stauden.

Die Erfahrung lehrt, dass es selten bei einer Helleborus-Pflanze bleibt. Zum einen sehen sie in Gruppen viel schöner aus. Zum anderen machen die Blüten dieser Gattung süchtig. Die bekannteste ist die weiße Christrose (H. niger), die bereits im Dezember ihre Knospen öffnet, und von der es inzwischen die erste rote Variante gibt. Hinzu kommen vielen Variationen der später blühenden Schnee- und Lenzrosen. Züchtern sorgen dafür, dass kommen immer wieder neue Farben und Formen dazukommen. Es gibt sie in Violett, Rosa, Grün, Hellgelb, mit Sprenkeln und Tupfern. Das ist purer Luxus, da ja bereits die von der Natur hervorgebrachten Exemplare echte Hingucker sind.

Dicke Lippe riskieren: Schmetterlingsorchidee nach Schönheits-OP

bremkensneuHuch, was ist denn da passiert? Statt eines schmalen Lächelns sind die Lippen einer Neuzüchtung der Schmetterlingsorchidee (Phalaenopsis) dick wie nach einer Botoxbehandlung. Nervengift ist hier aber mitnichten im Spiel: Orchideenzüchter in Taiwan und vom Niederrhein haben vielmehr 30 Jahre lang daran gearbeitet, der Blüte ein Facelifting zu verpassen. Der ansonsten merkwürdig geformte untere Teil der Blüte wurde bei den „big lip“-Sorten annähernd auf die Größe und Farbe der übrigen Blütenblätter gezüchtet. Diese neue Variante gibt es fortan im guten Fachhandel zu einem hoffentlich angemessenen Preis. Immer arbeiten Gärtner von der Zellteilung im Labor bei Bremens Orchids am Niederrhein über die Jungpflanze bis zur blühenden Pflanze im Handel bis zu dreieinhalb Jahre an jedem Exemplar.

Derzeit sind die Züchter damit beschäftigt, Schmetterlingsorchideen den verloren gegangenen Duft wiederzugeben. Noch viele weitere Jahre werden Land gehen, bis die ersten blauen Schmetterlingsorchideen in den Handel kommen. Da es diese Blütenfarbe in der Natur gibt, ist es jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die Züchter so weit sind.

Wenig Arbeit, großer Nutzen: Diese Zimmerpflanzen sind cool

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Die Kletterfeige (Ficus pumila) macht ihrem Namen Ehre.

Seit Jahren ist bekannt: In einer grünen Umgebung zu arbeiten, ist gesund. Zimmerpflanzen beruhigen die Augen (insbesondere bei Computer-Arbeit wertvoll) und verbessern das Raumklima. Jetzt scheint der permanente Informationsfluss erste Früchte zu tragen: Der Zentralverband Gartenbau gab im Januar bekannt, dass es beim Verkauf von Zimmerpflanzen im vergangenen mit knapp vier Prozent (0,4 Mrd. Euro) erstmalig seit Jahren wieder einen Zuwachs gegeben hat. Es spricht sich herum, dass die richtigen Zimmerpflanzen am geeigneten Standort in einem wasserspeichernden Gefäß tatsächlich fast von allein wachsen. Und dass Zimmerpflanzen cool sind.
Kein Händchen für lebendes Grün? Anfängern raten Zimmergrün-Experten zu Bogenhanf (botanischer Name Sanseveria) als ideale Zimmerpflanze. Die schmalen, ledrigen Blätter vertragen sowohl sonnige als auch eher dunkle Standorte. Gute Erfahrungen lassen sich zudem mit Palmen machen. Als anspruchslose Einstiegspflanzen gilt die Kentia-Palme (Howea) für helle Standorte und die Steckenpalme (Rhapis excelsa) für dunklere. Weitere Lichtkünstler sind Schusterpalmen (Aspidistra) und Philodendren (Philodendron), auch Baumfreund genannt .
Meine Lieblingszimmerpflanze ist die zarte Kletterfeige (Ficus pumila). Sie rankt bei guter Pflege sogar die Wände hoch und macht aus dem Büro einen Dschungel. Erstaunt war ich kürzlich am Comer See, als ich meine Zimmerpflanze hübsch gestutzt an der Außenmauer der Villa Mondolfo wachsen sah. An zweiter Stelle steht bei mir das Einblatt (Spathyphillum), das vor dem Wohnzimmerfenster unermüdlich blüht und nach sechs Jahren und einer Umstellung auf hochwertigen Langzeitdünger sogar mit duftenden Blüten. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass das Einblatt bereits bei 350 Lux genügend Energie aus der Photosynthese zum Wachsen hat. Zum Vergleich: Eine Schreibtischlampe strahlt häufig im Bereich von 500 Lux. Auf Platz drei kommt die Glücksfeder (Zamioculcas). Diese pflegeleichte Pflanze aus Ostafrika gedeiht selbst in dunklen Ecken – wenn sie nicht zu viel gegossen wird. Auf der diesjährigen Pflanzenmesse in Essen wurde eine Neuzüchtung mit fast schwarzen Blättern vorgestellt, die sicherlich ihren Platz in dem einen oder anderen Wohnzimmer finden wird.

Chilis ziehen ins Schlafzimmer

Chilis im Schlafzimmer
Chilis im Schlafzimmer

Es wird kalt nachts im Rheinland. Dabei sind die Chilis an den zwei Pflanzen auf dem Balkon noch gar nicht alle reif. Zwei schöne Sträucher wachsen in einem Topf: Eine Habanero, mit höllisch scharfen, knubbeligen Früchten die harmlos-zerknautscht aussehen, und eine mit länglichen (im Vergleich mittelscharfen) Schoten. Noch sind ein Teil der Früchte grün. Doch was ist besser? Die reifen und unreifen Chilis abzuernten oder die Pflanzen ins Haus nehmen? Zum Glück gibt es eine rege Community von Pflanzenexperten bei andygreen. Die App für iOs und Android aus der Schweiz (natürlich gibt es das ganze auch als Internetseite) hat kürzlich den Red Dot Award für hervorragendes Design verliehen bekommen und ist seit 2010 auf dem Markt. Die Antwort der Community innerhalb kürzester Zeit: Die Chilipflanzen ins Haus nehmen und die Daumen drücken, dass es ihnen gut geht – denn Chilis sind mehrjährig. Also ist der Topf ins ungeheizte Schlafzimmer umgezogen und wird nun dort weiter abgeerntet.
Allerdings sind Habaneros echt mit Vorsicht zu genießen. Nur mit Handschuhen schneiden und die Hälfte von gaaanz wenig ins Essen tun – sonst bricht der Schweiß beim Essen aus und die Gäste flüchten. Die fruchtige Note dieser Chilisorte ist allerdings unglaublich lecker. Doch auch dafür findet sich im Internet eine Lösung: In dem Shop Ingana des Biologen Oliver Fox gibt es Samen einer neuen Habanero-Züchtung, die zwar noch das Aussehen  und das außergewöhnliche Aroma hat, aber bei weitem nicht so scharf sind. Statt Schärfe 10 auf einer Skala von 12 bringt es „NuMex Suave Orange“ nur auf eine zwei. Das Chili-Experiment wird also in jedem Fall nächste Jahr weiter geführt – egal ob die zwei in meinem Schlafzimmer den Winter nun überstehen oder nicht.

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Screenshot aus andygreen

Einer von Deutschlands besten Gartengestaltern lädt in sein privates Refugium

HanggartenBerg
Durch die naturnahe und nachhaltige Gestaltung hat der Privatgarten von Peter Berg Vorbildfunktion.

Seit mehr als 20 Jahren bearbeitet einer der besten Gartengestalter des Landes einen ehemaligen Weinberg in Sinzig-Westum (Rheinland-Pfalz). Nun öffnet Peter Berg, der 2011 den TASPO-Award in der Sparte Gartendesign gewann, sein privates Refugium für Gäste.  An zwei Sonntagen, 26. Mai und 23. Juni 2013, führen Peter Berg und sein Sohn Daniel im Rahmen der „Offenen Gartenpforte Bonn und Region“ jeweils ab 11 Uhr sowie ab 14 Uhr über das 1.200 Quadratmeter große Grundstück. Dabei erklären die Landschaftsgärtner das Terrassen-Konzept mit blühenden Stauden, Gräsern und Gehölzen im Wechsel mit Tomaten und Salat, die von Natursteinmauern in alter Handwerks-Kunst unterteilt sind. In außergewöhnlicher Atmosphäre können die Gäste eine traumhafte Aussicht und Erfrischungen genießen. Geöffnet ist der Garten des Gärtners an den beiden Tagen jeweils von 10 bis 19 Uhr.

Was: Führungen durch den Hanggarten von Peter Berg
Wann: Sonntag, 23. Mai, Sonntag 23. Juni, 11 und 14 Uhr
Wo: Wachtelweg 21, Sinzig-Westum
Auskunft: Telefon 026 42/90 29 70

Diese Pracht hält lange: Hortensien-Sträucher bezirzen mit tellergroßen Blüten

Schmuckstück: Gartenmeister Ingmar Guldner freut sich über die prächtigen Tellerblüten der Hortensie. Foto: Ralf Decker

Alljährliches Blütenmeer für Balkon oder Garten: Hortensien sind Sommerblüher und schmücken den Garten zwischen Juli und September. In vielen Gärten blühen sie derzeit mit großen bis sehr großen Blütenständen in Weiß, Blau und in allen Rot- und Rosa-Tönen bis hin zum dunklen Violett. Es sind jedoch nicht die Blüten, die gut aussehen, sondern die gefärbten Hochblätter. „Die fruchtbaren Blüten befinden sich zwischen den Kelchblättern und sind klein und unscheinbar“, erklärt Ingmar Guldner, Gartenmeister im Berggarten.

Rund zehn der 80 verschiedenen Arten werden gärtnerisch in Deutschland genutzt und sowohl als Topf- als auch als Gartenpflanzen angeboten. Die Sträucher werden im Durchschnitt um die drei Meter hoch, Kletterhortensien dagegen können über zehn Meter hoch wachsen. Der Name Hortensie leitet sich von dem französischen Frauennamen Hortense ab, denn die Franzosen haben den Strauch Ende des 18. Jahrhunderts in Europa eingeführt.

Die meisten Hortensien gedeihen am besten im Halbschatten, berichtet Guldner. Die Pflanzen mögen nahrhafte und saure Böden mit genügend Feuchtigkeit rund ums Jahr. Schließlich wachsen in ihrer Heimat viele Arten im Bereich der Flussläufe. Die bekannteste Art ist die Bauernhortensie (Hydrangea macrophylla). Sie blüht meist monatelang, denn ihre bunten Kelchblätter fallen nicht ab. Neben etlichen Gartensorten wird sie auch als Zimmerpflanze verwendet. „Allerdings benötigen Hortensien im Winter einen sehr kühlen Standort zwischen drei und zehn Grad, sonst blühen sie im zweiten Jahr nicht mehr“, warnt Guldner.

Sehr beliebt und vielseitig einsetzbar sind Kletterhortensien. Sie werden auch wegen ihrer großen Blütenstände in den sterilen, weißen Randblüten geschätzt, sind sehr schattenverträglich und besitzen Haft-Wurzeln. Die weißen Tellerblüten erscheinen ab Mitte Juni an der Pflanze, die bis zu zehn Meter hoch werden kann. „Sie klettern nicht nur an Baumstämmen hoch, sondern auch an rauen Mauern, Hauswänden, Felsen und Gerüsten – und werden so über viele Jahre zu einer imposanten Erscheinung“, sagt Guldner.

Die Rispenhortensie (Hydrangea paniculata) blüht erst im Spätsommer, wenn viele andere Blütensträucher schon verwelkt sind. „Diese Hortensien-Wildform wird stark von Bienen und anderen Insekten besucht“, erklärt der Gartenmeister. Auch ihr angenehmer Duft ist eine Entschädigung für die spitze Blütenform, die im Gegensatz zu tellerförmigen Hortensien wenig spektakulär wirkt. Ballhortensien (Hydrangea arborenscens) haben auffallend große, weiße und flache Blütenballen bis 20 Zentimeter Durchmesser. Der Strauch hat zudem sehr große Laubblätter, die sich im Herbst rot färben. Der Austrieb der Samthortensien (Hydrangea sargentiana) ist zottelig behaart, ebenso die Oberseite der großen Laubblätter. Die zweifarbige Blüte erscheint von Juni bis August. Achtung: Diese Hortensie verbrennt an sonnigen Standorten.

Wie wird die Blüte blau?

Besonders eindrucksvoll sind Bauernhortensien mit blauen Blüten. Sie lassen sich regelrecht färben – allerdings nur die rosa blühenden Sorten. Denn ob die Blüten blau oder rosa sind, dafür ist der Säuregehalt im Boden entscheidend. So geht es: Ab Erscheinen der Blüten einfach Aluminium-Kaliumsulfat ins Gießwasser geben. Es gibt Spezialpräparate im Fachhandel. Günstiger geht es jedoch mit Alaun aus der Apotheke. Einfach knapp einen gestrichenen Teelöffel pro Liter Gießwasser zufügen. Mit einem Teststreifen den pH-Wert des Bodens testen. Ein Wert von pH 7,36 gibt ein reines Rosa, pH 6,89 Dunkelrosa-Pink, ab pH 5,13 werden die Blüten blau, bei pH 4,5 intensiv Blau. Viel Alaun bewirkt die Blaufärbung über mehrere Jahre.

Ab nächsten Sommer nicht mehr gießen: Wer jetzt seinen Kiesgarten plant, kommt bald ohne Wasser aus

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Blütenpracht in voller Sonne: Ein gelungenes Beispiel aus dem Buch “Kiesgärten – Blütenpracht ohne Gießen” (Gräfe und Unzer) von Berd Hertle.

Die Natur dient als Vorbild für einen neuen Gartentyp: Kiesgärten seien vor allem in trockenen Regionen ökologisch sinnvoll und zugleich attraktiv und modern, sagt Bernd Hertle, Professor für Freilandzierpflanzen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. „Bei richtiger Pflanzenwahl und optimaler Bodenvorbereitung muss solch ein Garten weder gegossen noch gedüngt werden.“

Boden muss vorbereitet werden

Entstanden sei das Konzept aus der Notwendigkeit heraus, mit Wasser sparsam umzugehen. Um einen Kiesgarten anzulegen reiche es jedoch nicht aus, sich viele Steine in den Garten zu holen. Voraussetzung für das Gelingen sei eine optimale Bodenvorbereitung sowie die Auswahl trockenheitsverträglicher Pflanzen. Nur dann komme der Garten künftig mit trockenen und heißen Sommern und warmen Stadtklima klar. Wenig Sinn machten Kiesgärten hingegen in Gebieten mit viel Regen und fetten Böden. Dort sei es oft zu aufwendig, geeignete Bedingungen zu schaffen.“Statt gegen die Natur zu gärtnern sollte solche Flächen besser mit feuchtigkeitsliebenden Stauden bepflanzt werden“, rät der Gartenbau-Professor.

Wer jedoch einen warmen Standort mit mindestens sechs Stunden Sonne am Tag hat und ihn in einen Kiesgarten verwandeln will, müsse das Areal sorgfältig vorbereiten. „Ist der Boden schwer oder verdichtet sollte er unbedingt 40 Zentimeter tief abgetragen werden“, sagt der Experte, der für seinen Ratgeber über Kiesgärtenvergangenes Jahr mit dem deutschen Gartenbuchpreis ausgezeichnet wurde. Ist die oberste Erdschicht entfernt, müsse der Unterboden möglichst tiefgründig gelockert werden. „Das ist wichtig, damit später keine Staunässe entsteht und den Pflanzen schadet“, sagt Hertle.Als neues Substrat werden anschließend ungefähr fünf Teile Split mit einem Teil Kompost vermischt und auf der vorbereiteten Fläche verteilt.

Breites Sortiment steht zur Verfügung

Dann kann gepflanzt werden. Wer Sorge habe, künftig auf eine steinige, monoton bewachsene Fläche zu schauen, den könne er beruhigen. „Es steht ein ganzes Potpourri an geeigneten Gehölzen, Stauden, Gräser sowie Zwiebel- und Knollenpflanzen zur Verfügung“, sagt der Fachmann. Je nach Geschmack könnten Kiesgärten schlicht und elegant mit nur wenigen Arten bepflanzt werden oder aber eine Blumenwiese mit den unterschiedlichsten Farben, Formen und Texturen geschaffen werden, das an ein impressionistisches Gemälde erinnere.

Ideale Eigenschaften brächten Halbsträucher aus dem Mittelmeerraum mit. „Lavendel, Thymian, Wermut, Salbei und Rosmarin drängen sich für die Pflanzung in Kiesgärten geradezu auf“, sagt Hertle. Sie duften zudem gut und sehen durch ihre runde Wuchsform auch im Winter schön aus, sagt Cassian Schmidt, Leiter des Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim. Genauso gut geeignet seien Stauden aus den Steppen Südeuropas und Asiens sowie der Kurzgras-Prärie Nordamerikas. Auch ihnen gelinge das Kunststück, trotz Wassermangels und magerer Böden Jahr für Jahr ihre Pracht zu entfalten, berichtet der Professor für Pflanzenverwendung an der Hochschule RheinMain. Diese stressresistenten Sorten kämen auf durchlässigen Böden genauso mit trockenen heißen, wie auch mit etwas feuchteren Sommern zurecht. Auch Frost vertragen sie gut. „Zudem sind Präriestauden langlebig, unkompliziert und fast pflegefrei“, erklärt Schmidt.

Pflegeaufwand ist gering

Im Sichtungsgarten Hermanshof hätten er und seine Kollegen ermittelt, dass es etwa fünf Minuten pro Quadratmeter und Jahr an Arbeitszeit bedarf, um einen Kiesgarten mit Präriestauden zu pflegen. Eine englische Blumenrabatte benötige im Vergleich dazu etwa 30 bis 40 Minuten Pflegezeit. „Hinzu kommt da noch das regelmäßige Gießen.“ Als gut geeignet für deutsche Bedingungen erwiesen haben sich nach Schmidts Erfahrung niedrige Gräser wie Kleines Präriegras(Schizachyrium), Haarschoten- und Moskitogras (Bouteloua), Mexikanisches Federgras (Nassella) sowie Prärie-Tropfengras (Sporobolus). Als Blühpflanzen empfiehlt der Schaugarten-Leiter unter anderem Mädchenauge (Coreopsis verticillata), Gelben Scheinsonnenhut (Echinacea paradoxa), Tennessee-Scheinsonnehut(Echinacea tennesseensis ’Rocky Top’)a Minzblättrige Indianernessel (Monarda mentifolia), Indigolupine (Baptisia) und Prärie-Wildaster (Aster oblongifolius). „Wichtig ist für einen Prärie-Kiesgarten die Pflanzen nicht zu dicht zu setzen, also nicht mehr als fünf bis sieben pro Quadratmeter“, rät Schmidt. So entstehe eine lockere Pflanzung die an eine Blumenwiese erinnere.

Der Hermannshof hat Kombinationen von bewährten Pflanzengemeinschaften auch für Privatgärten zusammengestellt, deren Arten über Jahre nebeneinander wachsen ohne sich zu verdrängen. „Stirbt einmal eine Pflanze sind die Mischungen so konzipiert, dass sich die Lücke aus Samen selbst repariert.“ Listen der Weinheimer Präriemischungen sind auf der Internetseite des Bundes deutscher Staudengärtner zu finden. „Dort stehen auch die Adressen von Gärtnereien, die geeignete Präriepflanzen im Angebot haben und Gartenbesitzer fachkundig beraten können.“

Mit den richtigen Pflanzen Insekten anlocken

Schmetterlinge, Bienen und Hummeln fühlen sich auch in sonnigen, trockenen Kiesgärten wohl. „Durch geschickte Pflanzenauswahl wird der Garte zum Insekten-Magnet“, sagt Hertle. Die Schmetterlings-ArtenTagpfauenauge und Admiral besuchen neben dem bekannten Schmetterlingsstrauch auch Igelkopf, Berg-Astern und Fetthennen als Nahrungsquelle. Der Nachtfalter Taubenschwänzchen umschwärmt die Spornblume. Bienen, Hummeln und Schwebfliegen finden zudem Nahrung an den den Stauden Dost, Thymian, Lavendel, Katzen- und Bergminze.

Literaturtipp: Bernd Hertle: „Kiesgärten – Blütenpracht ohne Gießen“, Gräfe und Unzer, 2010, 19,99 Euro, ISBN: 978-3833819711.

Sichtungsgarten Hermannshof: Babostraße 5, 69469 Weinheim / Bergstraße. Geöffnet Montag bis Freitag, 10:00 bis 16:00 Uhr.

Nicht nur Menschen lieben Rosen – auch Pilze sind ganz versessen drauf

Rosenexperte: Ralf Siekmann rät, ständig kränkelnde Rosen durch robustere Arten zu ersetzen.

Nicht nur Menschen lieben Rosen: Auch Schädlinge suchen deren Nähe und lassen die Blätter abfallen. Um vorsorglich zu spritzen, ist es allerhöchste Zeit, sagt Gartenbauingenieur Ralf Siekmann aus den Historischen Rosengärten in Hemmingen. „Wenn eine Rose jedes Jahr Rost und Sternrußtau hat, hilft nur Chemie.“ Entsprechende Präparate gibt es im Fachhandel und im Baumarkt. Oder aber nicht länger ärgern, die Rose rausreißen, die Erde austauschen und eine resistentere Sorte pflanzen. Pilze seien bei Rosen das Hauptproblem. „Läuse und andere Tiere hingegen kann sich jede Rose einfangen, wie eine Grippe. Dem kann man nicht vorbeugen.“

Dies sind die häufigsten Rosenkrankheiten:

Rosenblattrollwespe

Die Blätter rollen sich vom Rand her ein. Verursacht wird der Schaden, der besonders Kletterrosen befällt, von einer Wespenart, die bei der Eiablage die Blätter einsticht. Die Blätter verkümmern oder sterben ab. Bekämpfung: Blätter abschneiden und entsorgen. In diesem Jahr sind die Wespen besonders aktiv.

Rosensägewespe

Von Juni bis Oktober fressen die Larven der Wespe unregelmäßige Löcher in die Blätter. Bei stärkerem Befall bleibt nur ein Blattgerippe übrig. Bekämpfung: die grünen Larven mit dem hellbraunen Kopf absammeln und vernichten. Sind es zu viele, sollten die befallenen Triebe vernichtet werden. Die Larven verpuppen sich im Holz der Rose.

Rosenzikade

Die Blattoberseite ist hell gesprenkelt und vertrocknet, Knospen verkrüppeln. Die Schädlinge saugen die Zellen leer. Die Zikade befällt vor allem Rosen, die an einem geschützten Standort ohne Luftbewegung (zum Beispiel dicht an der Hauswand) wachsen. Bekämpfung: anderen Standort wählen, Zikaden zerdrücken und bei starkem Befall ganze Triebe entfernen.

Echter Mehltau

Auf den Blättern zeigt sich ab Ende Mai ein weißer, mehliger Pilzbefall. Die Blätter laufen rötlich an und sterben ab. Das Pilzwachstum wird begünstigt vom feuchtwarmem Wetter und starken Temperaturschwankungen. Bekämpfung: Standorte wählen, die ausreichend Belüftung haben, und nur zurückhaltend mit Stickstoff düngen. Am besten resistente Sorten wählen, die zum Beispiel die strengen Tests der Allgemeinen Deutschen Rosenneuheitenprüfung (ADR) bestanden haben.

Falscher Mehltau

Der weiß-graue Schimmel bildet sich vor allem auf der Blattunterseite. Auf der Oberseite erscheinen gelbbraune bis violette Flecken. Die Blätter fallen ab. Bekämpfung: wie beim echten Mehltau, außerdem das Falllaub beseitigen, um so eine Neuinfektion zu vermeiden.

Rosenrost

Auf der Unterseite bilden sich durch Pilzsporen Flecken, die die Farbe von Ockerbraun über Kastanienbraun bis hin zu Schwarz im Herbst wechseln. Auf der Blattoberseite erscheinen die Flecken gelblich-rot. Die Pflanze wird dadurch geschwächt. Dauert der Pilzbefall mehrere Jahre, stirbt die Rose schließlich. Kühle, feuchte Standorte begünstigen das Wachstum. Bekämpfung: sorgfältige Standort- und Sortenwahl wie bei Mehltau. Das Falllaub entfernen und im Herbst den Boden nicht bearbeiten, da dies das Überwintern der Pilzsporen begünstigt.

Sternrußtau

Die Blätter bekommen violettbraune bis schwarze Flecken mit sternförmigen Rändern, vergilben und fallen ab. Das Pilzwachstum wird begünstigt durch längere Feuchtigkeitsperioden und schwere, undurchlässige Böden. Bekämpfung: durch ausreichend Pflanzabstand und auslichtende Schnitte für Durchlüftung sorgen.

Der Gartenbuchtipp: Schöner wohnen im Garten

Schöner, grüner, nachhaltiger: Die Ansprüche an die Außengestaltung eines Hauses wachsen – und auch der Wunsch, den Garten in den Wohnbereich mit einzubeziehen. Peter Bergs Ideenbuch ist ein Paradebeispiel dafür, wie der Garten architektonisch optimiert werden kann: Natursteine bringen Struktur und Beständigkeit in den Freiraum. Plastikmöbel auf dem Rasen und Wegwerfgrills werden abgelöst von wohnlichen Terrassen und Außenküchen – wer auf langlebige Investitionen achtet, landet zwangsläufig bei Natursteinen.

Sie überdauern nicht nur den jahreszeitlichen Wandel der Blätter und Blüten, sie überdauern sogar Generationen. Wird das Material fachgerecht verarbeitet, werden die Steine mit der Zeit sogar immer schöner. Leicht verständlich erklärt der Garten- und Landschaftsbauer Peter Berg gemeinsam mit der Journalistin Petra Riedel, worauf es ankommt. Erst kürzlich wurde der Planer als bester Gartendesigner Deutschlands ausgezeichnet; doch sein Ideenbuch ist unverkennbar auch das Werk eines Praktikers, es enthält neben klugen Gedanken handfeste Tipps.

Der Leser lernt, dass parallel zum Haus verlaufende Fugenbilder harmonisch wirken, bequeme Treppen am besten einen Abstand von zehn bis 15 Zentimetern zwischen den Stufen haben und Terrassen sowie Wege mit einem Gefälle von ein bis zwei Prozent gepflastert werden sollten: Dann kann das Wasser abfließen und wird das Ansiedeln von Algen und Moosen verhindert. Wie das Ergebnis aussieht, zeigt das Buch in großformatigen Fotos. Im zweiten Teil geben zehn Porträts gelungener Naturstein-Gärten in Deutschland, USA und Spanien Inspirationen für attraktive Umsetzungen. Dies ist ein wirklich gelungenes Buch zum Schwelgen und zum Planen.

*Peter Berg, Petra Riedel: „Das große Ideenbuch Naturstein im Garten“. Becker-Joest-Volk Verlag, 192 S., 39,90 Euro.

So blühen sie auch: Experte empfielt Rosen mit nackten Wurzeln und Prüfsiegel

ADR-Rose seit 2006: Die Kletterrose "Golden Gate" blüht üppig und bleibt gesund.

Der Herbst steht vor der Tür und die Pflanzzeit beginnt. Vor Rosen schrecken da so einige Gartenbesitzer zurück. Völlig zu Unrecht, meint Hartmut Brinkmann. Der Journalist ist Experte für diese Gartenschönheiten. Seit vielen Jahren pflanzt er Rosen in seinem niedersächsischen Kleingarten an – und ist Mitglied der Rosenfreunde Hannover. „Wer es richtig angeht, kann viel Freude an Rosen haben.“

Die Sortenwahl ist der Schlüssel zum Erfolg

Unerfahrene sollten nicht irgendeine Rose im Baumarkt kaufen. Immerhin seien mehrere hundert Sorten auf dem Markt. Nur nach Blütenfarbe zu gehen, führe zu Enttäuschungen. „Dann habe ich eine Rose, die immer wieder krank wird, die die Blätter abwirft und mir auf lange Sicht keine Freude macht“, warnt Brinkmann. Die Züchter hätten in den vergangenen zehn Jahren speziell auf Widerstandsfähigkeit gegen Sternrußtau und Mehltau gezüchtet.“Garant für Qualität sei das ADR-Siegel. „Darauf sollten Gärtner achten, die sich noch nicht so auskennen“, rät der Fachmann. Züchter und Bundessortenamt Hannover prüfen Neuzüchtungen und vergeben das Siegel nur an die besten Sorten. „Die Rosen werden drei Jahre lang in zwölf Testgärten in ganz Deutschland geprüft.“ Resistente Sorten gebe es in allen Wuchsformen, ob Edelrosen, Stammrosen, Bodendecker oder Kletterformen. Wer sich für Wuchsart und Farbe entschieden habe, könne sich gezielt eine Sorte aussuchen. „Entweder im Fachhandel nachfragen oder bei den großen Züchtern wie Kordes, Noack oder Schultheis im Internet suchen.“

Wurzelnackte Rosen sind günstiger

Auch als Anfänger braucht man nicht davor zurückzuschrecken, wurzelnackte Stöcke (also ohne Topf)  im Versand zu bestellen. „Das wird seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert“, beruhigt Brinkmann. Einziger Nachteil sei, dass die Rosen von Oktober bis Anfang Mai ohne Blüten ausgeliefert werden. „So sieht man nicht gleich, was man gekauft hat.“ In seinem Kleingarten hat Brinkmann mehr als 100 Sorten ausprobiert. Seine Lieblingssorten: „Bei den Kletterrosen kann ich die Sorte pinkfarbenen ,Laguna’ empfehlen, bei den Strauchrosen die relativ neue cremeweiße ‚Kosmos’ sowie die karminrote Zwergrose ,Lupo’ bei den Bodendeckern.“

Zum Nachlesen

Unter dem Titel „Der mit den Rosen spricht“ hat Journalist Hartmut Brinkmann, lange Zeit beim NDR für Gartenthemen zuständig, ein Anekdoten-Buch veröffentlicht. In 111 Geschichten gibt der Hannoveraner Antworten, warum jeder Gartenbesitzer mindestens eine Rose in seinem Garten pflanzen sollte. Außerdem sind in dem Buch – amüsant verpackt – viele Tipps für Hobbygärtner (Kosmos-Verlag, 160 Seiten, 12,95 Euro).