Die Kolumne: Ratlos mit Schaufel in der Hand oder auf der Suche nach der Lücke

Für Frühlingstupfer sorgen: Tulpenzwiebeln können jetzt in die Erde.

Drei Tüten wunderschöne Papageientulpen warten auf ihr Pflanzloch. Ich konnte an der Baumarktkasse nicht daran vorbeilaufen. Quengelwahre für Hobbygärtner nennt mein Mann die Regale mit den Zwiebel-Tüten. Ich habe zugegriffen und nun bin ich ratlos. Wo genau sollten die noch mal hin? Im Frühjahr war die Sache offensichtlich. An einigen Stellen im Beet klafften Lücken zwischen der Zwiebel-Pracht. Doch statt eine Zeichnung vom Beet zu machen – mit einem Kreuz wie auf einer Schatzkarte – wollte ich mir mal wieder merken, wo Farbtupfer fehlen. Und nun habe ich keine Ahnung mehr, welche Stellen ich mir ausgesucht hatte. Schließlich sieht das Beet ganz anders aus als im Frühjahr. Von Lücken keine Spur. Also werde ich die Zwiebeln blind werfen und genau da einpflanzen, wo sie liegen bleiben. Es wird sich zeigen, wie schön der Zufall aussieht. Das Resultat wird auf jedenfalls fotografieren – damit ich im Herbst nicht wieder ratlos mit der Schaufel in der Hand dastehe.

Die Kolumne: Tee aus Zitronenmelisse geht ja gar nicht – oder wer trinkt denn schon Klostein?

Ein Genuss: Frische Minze in Grünem Tee.

Es wird kälter und bei uns beginnt die Teesaison. Der Geruch der aufgebrühten Kräuter weckt Erinnerungen. Bei Kamille kommen Bilder von Halsschmerzen und Husten hoch. Im eigenen Garten haben wir sie nicht. Denn nur die jungen Blüten, sorgsam getrocknet haben genug Inhaltsstoffe um auch zu helfen – dafür gehen wir bei Bedarf lieber in die Apotheke.

Fenchel-Tee lässt an Stillzeit aber auch an Verdauungsprobleme und Koliken denken. Fenchel-Pflanzen sehen hübsch zwischen anderen Stauden aus. Teeliebhaber ernten im Herbst die Früchte der großen Blütendolden, die meist Samen genannt werden. Leicht mit dem Mörser bearbeitet haben sie ein wunderbares Lakritz-Aroma.

Bei dem Geruch von Zitronenmelissen-Tee muss ich an Klostein denken. (Ich hoffe, ich habe jetzt niemanden seinen Lieblingstee vermiest). Doch einige Blätter mit kochendem Wasser überbrüht und dann in ein Wannenbad gegossen verbreiten einen wunderbar wohligen Duft. Entspannend wirken soll es auch noch. Problematisch wird die Pflanze nur, wenn sich Samen bilden und das Kraut sich im gesamten Garten verbreitet.

Über Minze streiten sich die Gelehrten. Die einen bezeichnen die Staude als pflegeleichte Schönheit, die anderen als kaum zu bändigende Plage. Denn einmal ins Beet gepflanzt, kriecht die Minze mit ihren Ausläufern an all die Orte, die ihr behagen. Verhindern lässt sich das nur, wenn sie in einen Kübel gepflanzt wird. Oder in ein ummauertes Areal. Es gibt natürlich noch eine weitere Möglichkeit, die wir bevorzugen: den Sommer über Mojito wie auf Kuba und den Herbst über Grünen Tee mit Minze wie in Nordafrika zu trinken. Und da wir dafür reichlich ernten wird die Minze bei uns nie zum Problem.

Die Kolumne: So wird der Garten zur Mördergrube

Der Fingerbut: Hübsche Blüte, schneller Tod.

Ihnen kommt kein Gift in den Garten? Auch wir kratzen das hartnäckige Unkraut aus den Fugen. Ich jedenfalls. Es gibt jedoch ein Familienmitglied, das die Wege mit einer Art Bunsenbrenner bearbeitet und dabei den Bambus in Brand setzt. Gespritzt wird jedenfalls nicht. Denn Unkrautvernichter verschwinden ja nicht einfach wieder. Die Gifte sammeln sich an und landen irgendwann im Salat. Das heißt aber nicht, dass alles giftige im Garten unerwünscht ist. Gerade wurde in einem Krimi wieder ein Mann mit Blauem Eisenhut (Aconitum napellus) abgemurkst. Von seiner frustrierten Frau. Die Vergiftung machte sich erst durch ein Prickeln auf den Lippen und eine Taubheit der Zunge bemerkbar. Danach begann der ganze Körper taub zu werden, das Herz zu rasen und schließlich wurde das Atmen unmöglich. Kein schöner Tod. Bereits wenige Gramm reichen. Bei uns im Garten setzt der Blaue Eisenhut gerade zu Blüten an. Das ist noch nicht alles. Pflanzenteile des Roten Fingerhuts (Digitalis purpurea) sind ebenfalls tödlich. Wer zwei bis drei der bitteren Blätter isst, kann sterben. Erst wird einem Übel, dann folgen Ohrensausen, Schwindelanfälle und schließlich schlägt das Herz immer langsamer. Im hinteren Teil der Beete samt sich bei uns im Garten verlässlich der Fingerhut aus. Ich lasse ihn wegen seiner hübschen Blütenstände stehen. Nur wegen der Blüten und nicht der Familienmitglieder, die den Bambus abfackeln. Ehrenwort!

Die Kolumne: Im Rasen verpuffen die Pilze

Kurz vor dem Platzen: Ein Bovist im Rasen.

Warm und feucht – so mögen es Pilze. Nicht nur im Wald, auch im Zierrasen schießen sie derzeit aus der Erde. Pilze ernähren sich von abgestorbenen Gras oder Holzreste im Boden. Häufig ist dies auf neu verlegtem Rollrasen zu beobachten. Wer sich daran stört, sollte den Rasen kurz halten, gut haken und die Köpfe absammeln. Im Idealfall sind es Champignons fürs Mittagessen. Ähnlich sehen Boviste aus, die nur jung essbar sind. Verfärbt sich die weiße Kugel dunkel, bitte nicht drauf treten! Der Pilz platzt und lässt eine dunkle Wolke verpuffen. Das ist ein beliebter Kinderspaß. Und hilft den Bovisten beim verbreiten ihrer Sporen. Woraus dann wieder neue Pilze im Rasen sprießen.

Die Kolumne: Ein Einblatt fürs Bad der WG

WG-geeignet: Einblatt Spathiphyllum.

Kakteen sind sicherlich die idealen WG-Pflanzen. Sie brauchen keine Pflege, vertragen unregelmäßiges Gießen und haben nichts gegen häufiges Umziehen. Wer es etwas üppiger mag, der kann zur Yucca-Palme greifen. Geht sie mangels Pflege ein, zersägt man einfach gemeinschaftlich den Stamm und lässt ihn in einem Wasserglas auf der Fensterbank neu austreiben. Als anspruchsloser Gast aus Sansibar hat sich Zamioculas zamifolia bewährt. Selbst die dunkelste Ecke in der Wohnung reicht der hübschen Afrikanerin und jedes Blatt legt einen eigenen Wasserspeicher für schlecht Tage an. Auch das Einblatt Spathiphyllum mit seinen weißen Blüten passt gut ins Badezimmer einer Wohngemeinschaft. Die Pflanze mag den warmen, schattigen Standort und den Wasserdampf der Dusche. Und wenn sie gegossen werden möchte, lässt sie demonstrativ die Blätter hängen. Meist dauert es nicht lang, bis sich jemand beim Zähneputzen erbarmt.

Die Kolumne: Es kracht – und weg ist das Hörnchen

Kennen Sie Excelsior Springs im Mittleren Westen der USA? Dort, glaubt man zumindest einer Seite im Internet, ist es bei Strafe verboten, Eichhörnchen zu erschrecken. Meine Familie und ich säßen längst im Gefängnis, wenn sich das Gesetz weltweit durchgesetzt hätte. Denn Eichhörnchen sind nervöse Tiere, die ständig zusammenzucken und die Flucht ergreifen. Etwa wenn man auf eine seiner liederlich heruntergeworfenen Schalen unter dem Haselnussstrauch tritt. Es kracht – und weg ist das Hörnchen. Wo wir schon mal bei US-Gesetzen sind: In Hayden, Arizona, ist Ärgern von Schafen und Bullenfröschen verboten. Aber die gibt es ja glücklicherweise nicht in unserem Garten.

Die Kolumne: Viel Überraschung für wenig Geld

Frisch gepflückt: Delba-Äpfel

Jetzt ist Schluss mit Cripps Pink und Braeburn aus Übersee: Die Kinder müssen sich von knalligen Farben und Einheitsgröße verabschieden. Denn die ersten heimischen Äpfel reifen am Baum. Den Anfang machen auf den ersten Blick unscheinbare Sorten wie Delba, Astramel und Klarapfel. Sie sind jedoch ein besonderes Geschmackserlebnis. Denn im Vergleich zu den importierten Äpfeln schmecken sie unglaublich saftig, ihre Säure sorgt für eine regelrechte Geschmacksexplosion im Mund. Der Nachteil: Sie lassen sich nicht lagern und werden kaum kommerziell angebaut. Wer im Supermarkt kein Glück hat, sollte es also auf dem Bauernmarkt und bei regionalen Apfelbauern probieren. Und lassen Sie sich nicht vom langweiligen Äußeren abhalten. Augustäpfel bieten viel Überraschung für wenig Geld.

Die Kolumne: Ein Blumenstrauß zum Nachtisch

Kapuziner-Kresse

Essbare Blüten werden bei Hobbyköchen immer beliebter. Und sie lassen sich ganz einfach im Blumenbeet ziehen. Der Klassiker ist Kapuzinerkresse mit Blüten von Gelb über Orange bis Rot. Das einjährige Kraut ist unkompliziert und samt sich im zweiten Jahr von alleine aus. Auch gelbe Salatchrysanthemen (oder Kronenwucherblume genannt), himmelblaue Borretschblüten, weiße Gänseblümchen, kleinblütige Studentenblume, Ringelblumen und hellgrüner Ballonwein sind essbar. Beißen Sie doch mal vor den Augen ihrer Gäste in den Blumenstrauß. Vielleicht werden Sie für verrückt erklärt, für Gesprächsstoff sorgt das auf jeden Fall. Wer es weniger dramatisch mag, kann einfach den Salat bunt mit Blüten dekorieren.

Die Kolumne: Sieben Wochen Sonne und Wonne

Putziges Nagetier: Der Siebenschläfer.

Machen Sie sich auf einen tollen Sommer gefasst. Denn heute (27. Juni) ist Siebenschläfertag. Und wir haben strahlend blauen Himmel und wundervolle 30 Grad. „Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne”, besagt die Bauernregel. Mit dem gleichnamigen Nagetier hat das aber nichts zu tun, sondern mit einer Legende von sieben Brüdern, die im Jahr 251 im römischen Reich wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt wurden. Sie flüchteten sich in eine Höhle, schliefen ein und erwachten erst 200 Jahre später am Siebenschläfertag. Nungut, mit dem Wetter hat das wenig zu tun. Aber es gibt Meteorologen, die sagen Ende Juni verfestigt sich das Wetter. Dass es sich bei den Bauernregeln für den Siebenschläfertag ebenfalls um Legenden handeln könnte, weise ich hiermit nicht ganz ohne Eigennutz zurück.

Die Kolumne: Kleiner Feigling, große Not

Hier hat es geklappt: Ein tragender Feigenbaum.

Manche Urlaubsmitbringsel lassen einen verzweifeln. So haben sich Freunde aus dem Griechenland-Urlaub einen Feigen-Sämling mitgebracht. Fünf Jahre lang wässerten sie ihn, ließen ihn im kühlen Treppenhaus überwintern und schleppten ihn im Frühjahr wieder nach draußen. Er dankte es ihnen – mit nicht einer einzigen Frucht. Der Grund ist simpel: Es handelt sich um ein Feigen-Weibchen. Dem Bäumchen fehlt für die Fortpflanzung schlichtweg das Männchen. Nun wird eine eher unscheinbare Holz- oder Bocksfeige zum befruchten gesucht. Zudem braucht die Feige noch einen Schwarm Gallwespen, der seine Eier in den Blüten ablegt. Erst dann gibt es eventuell kleine Feiglinge. Da sage noch mal einer, Sex sei simpel.