Tweets steuern einen futuristischen Garten auf der Chelsea Flower Show

Digitial Capabilities High res
„Digital Capabilities“ ist derzeit auf der Chelsea Flower Show zu sehen.

Zu ihrem 100. Geburtstag gibt sich die altehrwürdige Chelsea Flower Show (CFS) moderner als je zuvor. In London ist ein Garten zu sehen, der auf Online-Aktivitäten reagiert. Die britischen Design-Brüder Harfleet & Harfleet präsentieren ihre futurisches Projekt „Digital Capabilities“ (digitale Möglichkeiten), das sich von Blumenfreunden aus der ganzen Welt per Internet fernsteuern lässt. Es entstand in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler der University of Lincoln (Großbritannien).

Den Vordergrund des Gartens bilden gängige Stauden und Gräser. Eine Trennwand verdeckt den hinteren Teil mit exotischen Pflanzen. In die Wand eingelassen sind zahlreiche Fenster, die von einem Computer gesteuert werden. Er reagierte auf Kurznachrichten im Internet-Dienst Twitter: Je mehr Menschen unter dem Schlagwort (Hashtag) #rhschelsea über die Flower Show diskutieren, desto mehr Fenster öffnen sich und geben den Blick auf den verborgenen Garten frei. Zu den ersten Besuchern sollen Kim Wilde und Ringo Star gehört haben, war zumindest bei Twitter zu lesen.

Der moderne Twitter-Garten kam bei der traditionsreichen Royal Horticultural Society, die die Gartenschau ausrichtet, gut an: Das Design wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Der Gartenbuchtipp: Schöner wohnen im Garten

Schöner, grüner, nachhaltiger: Die Ansprüche an die Außengestaltung eines Hauses wachsen – und auch der Wunsch, den Garten in den Wohnbereich mit einzubeziehen. Peter Bergs Ideenbuch ist ein Paradebeispiel dafür, wie der Garten architektonisch optimiert werden kann: Natursteine bringen Struktur und Beständigkeit in den Freiraum. Plastikmöbel auf dem Rasen und Wegwerfgrills werden abgelöst von wohnlichen Terrassen und Außenküchen – wer auf langlebige Investitionen achtet, landet zwangsläufig bei Natursteinen.

Sie überdauern nicht nur den jahreszeitlichen Wandel der Blätter und Blüten, sie überdauern sogar Generationen. Wird das Material fachgerecht verarbeitet, werden die Steine mit der Zeit sogar immer schöner. Leicht verständlich erklärt der Garten- und Landschaftsbauer Peter Berg gemeinsam mit der Journalistin Petra Riedel, worauf es ankommt. Erst kürzlich wurde der Planer als bester Gartendesigner Deutschlands ausgezeichnet; doch sein Ideenbuch ist unverkennbar auch das Werk eines Praktikers, es enthält neben klugen Gedanken handfeste Tipps.

Der Leser lernt, dass parallel zum Haus verlaufende Fugenbilder harmonisch wirken, bequeme Treppen am besten einen Abstand von zehn bis 15 Zentimetern zwischen den Stufen haben und Terrassen sowie Wege mit einem Gefälle von ein bis zwei Prozent gepflastert werden sollten: Dann kann das Wasser abfließen und wird das Ansiedeln von Algen und Moosen verhindert. Wie das Ergebnis aussieht, zeigt das Buch in großformatigen Fotos. Im zweiten Teil geben zehn Porträts gelungener Naturstein-Gärten in Deutschland, USA und Spanien Inspirationen für attraktive Umsetzungen. Dies ist ein wirklich gelungenes Buch zum Schwelgen und zum Planen.

*Peter Berg, Petra Riedel: „Das große Ideenbuch Naturstein im Garten“. Becker-Joest-Volk Verlag, 192 S., 39,90 Euro.

Die Kolumne: Wie bei Hempels unterm Gartensofa – oder Laub ruhig mal liegen lassen

Blätter überall: Hier sieht es aus wie bei Hempels unterm Gartensofa.

In vielen Gartenratgebern steht der Tipp „Der Garten muss im Winter nicht aufgeräumt wie ein Wohnzimmer aussehen“. Es wird nicht jede verblühte Staude abschnitten, nicht jedes Blatt aus den Beeten gesammelt. Dadurch sehen die Winterbeete nicht so langweilig aus. Und die Tierwelt freut sich über eine Schutzdecke aus Laub.  Marienkäfer überwintern zum Beispiel darunter. Igel lassen sich mit größeren Haufen anlocken. Doch was sagen die Nachbarn? Vielleicht schließen Sie vom Pflegezustand des Gartens auf die Ordnung im Wohnzimmer. Das würde bedeuten, dass es bei uns zu Hause wie bei Hempels unterm Sofa aussieht. Zwar haben wir gerade vier große Säcke mit Laub auf den Kompostplatz gebracht. Doch der Wind hat gestern die große Linde im Vorgarten und zum Großteil auch den Haselnussstrauch leergefegt. Nun türmt sich das Laub wieder im Hof und auf der Terrasse. Vom Fegen haben wir erst einmal die Nase voll. Sollen die Nachbarn doch über unser Wohnzimmer denken, was sie wollen.

Die Kolumne: Weder Tiere noch Pflanzen oder Pilzalarm im Garten

Sie liegen auf der Beliebtheitsskala knapp unterhalb von verfaultem Fallobst und knapp oberhalb von Nacktschnecken: Im Garten sprießen die Pilze. Wo die Wurzeln des gefällten Apfelbaumes unter der Erde modert, steht ein Haufen Pilze mit giftig-gelben Köpfen (vermutzlich Löwengelber Dachpilz). Im Moos durchzogenen Rasen tauchen immer wieder bräunliche Pilze von schlanker Statur auf, gemeinhin bekannt als Tintlinge. Und an einem alten Baumstumpf wachsen dachziegelartige Baumschwämme. Die Kinder ekeln sich gehörig. Und berühren die Fruchtkörper, die biologisch weder Pflanzen noch Tiere sind, höchstens mit der Fußspitze. Dennoch entgeht ihnen nie ein Pilz im Garten, auch wenn sie ihn unter keinen Umständen (auch nicht in Butter gebraten) essen würden. Schade eigentlich – sonst könnte ich ihr Talent zum Pilze-Aufspüren aunutzen und sie auf Steinpilz-Jagd in den Wald schicken.

Die Kolumne: Tee aus Zitronenmelisse geht ja gar nicht – oder wer trinkt denn schon Klostein?

Ein Genuss: Frische Minze in Grünem Tee.

Es wird kälter und bei uns beginnt die Teesaison. Der Geruch der aufgebrühten Kräuter weckt Erinnerungen. Bei Kamille kommen Bilder von Halsschmerzen und Husten hoch. Im eigenen Garten haben wir sie nicht. Denn nur die jungen Blüten, sorgsam getrocknet haben genug Inhaltsstoffe um auch zu helfen – dafür gehen wir bei Bedarf lieber in die Apotheke.

Fenchel-Tee lässt an Stillzeit aber auch an Verdauungsprobleme und Koliken denken. Fenchel-Pflanzen sehen hübsch zwischen anderen Stauden aus. Teeliebhaber ernten im Herbst die Früchte der großen Blütendolden, die meist Samen genannt werden. Leicht mit dem Mörser bearbeitet haben sie ein wunderbares Lakritz-Aroma.

Bei dem Geruch von Zitronenmelissen-Tee muss ich an Klostein denken. (Ich hoffe, ich habe jetzt niemanden seinen Lieblingstee vermiest). Doch einige Blätter mit kochendem Wasser überbrüht und dann in ein Wannenbad gegossen verbreiten einen wunderbar wohligen Duft. Entspannend wirken soll es auch noch. Problematisch wird die Pflanze nur, wenn sich Samen bilden und das Kraut sich im gesamten Garten verbreitet.

Über Minze streiten sich die Gelehrten. Die einen bezeichnen die Staude als pflegeleichte Schönheit, die anderen als kaum zu bändigende Plage. Denn einmal ins Beet gepflanzt, kriecht die Minze mit ihren Ausläufern an all die Orte, die ihr behagen. Verhindern lässt sich das nur, wenn sie in einen Kübel gepflanzt wird. Oder in ein ummauertes Areal. Es gibt natürlich noch eine weitere Möglichkeit, die wir bevorzugen: den Sommer über Mojito wie auf Kuba und den Herbst über Grünen Tee mit Minze wie in Nordafrika zu trinken. Und da wir dafür reichlich ernten wird die Minze bei uns nie zum Problem.

Die Kolumne: Metal-Fans plündern den Kirschbaum

Vögel sind die eigentlichen Herren des Gartens. Zumindest benehmen sie sich so. Das Taubenpaar flaniert regelmäßig auf dem Gartenweg wie einst König Georg und seine Marie in den Herrenhäuser Gärten in Hannover. Die Amsel baute nicht nur ihr Nest unters Dach unseres Carports und ließ ihren ungezogenen Nachwuchs die Autodächer mit Graffiti beschmutzen. Nein, sie schimpft uns auch wie Einbrecher aus, sobald wir in den Garten kommen. Eine dreiste Spatzenbande lümmelt oft mitten auf dem Terrassentisch und erwartet Kekskrümel zur Kaffeezeit. Und die Stare? Sie fallen mit ohrenbetäubendem Lärm über den Kirschbaum her, als wären sie Heavy-Metal-Fans beim Open-Air in Wacken.