Blüten ohne Ende: Orchideen-Experten der Herrenhäuser Gärten laden zur Tropenhausschau und geben Tipps

Phalaenopsis werden in Pinienrinde gepflanzt, empfiehlt Orchideen-Experte Wilfried Schult. (Foto: Verena Groß)

Im Tropenhaus der Herrenhäuser Gärten öffnen sich die Knospen. Zur Eröffnung der Orchideenausstellung „Phalaenopsis – Orchideen der Sehnsucht“ am Donnerstag, 2. Februar werden viele der mehr als 25.000 Sorten der „Falter-Orchidee“ in voller Blüte stehen. Bis zum 29. Februar kann Europas größte Dauerausstellung der Blühpflanzen täglich zwischen 9 und 17.30 Uhr besucht werden.

Wer sich blühende Orchideen ins Haus holen will, sollte mit einer Phalaenopsis-Art anfangen. Die Herrenhäuser Experten geben Tipps für Einsteiger. „Sie sind robust und ertragen auch mal Anfängerfehler“, erklärt Orchideen-Gärtner Stefan Häke. Wichtig beim Kauf seien grüne, straffe Blätter und ein gut durchwurzelter Topf. Zwei Blütenrispen statt nur einer sind ebenfalls Zeichen für gute Gesundheit. Fünf Experten-Tipps:

Tipp 1: Keine Blumenerde

Phalaenopsis wachsen in ihre Heimat auf Bäumen. Ihre Wurzeln hängen also in der Luft und graben sich nicht etwa durch den Boden. Im Berggarten wachsen die Orchideen deshalb auf Pinienrinde aus Frankreich oder Italien. „Das Beste Substrat ist allerdings selbst gemacht. Dafür muss man nur frische Kiefernzapfen sammeln und Schreddern“, verrät Berggarten-Experte Wilfried Schult. Es reicht, alle zwei Jahre umzutopfen. Die beste Zeit dafür ist von März bis September.

Tipp 2: Selten aber kräftig gießen

Noch immer würde sich hartnäckig die Geschichte vom Fingerhut voll Wasser pro Woche. „Das ist aber Unsinn“, sagt Berggarten-Experte Lothar Dörlitz. Im Regenwald regnet es zuweilen heftig, anschließend trocknen die Orchideen in luftiger Höhe sehr schnell ab. Deshalb dürfen Orchideen auf der Fensterbank zwar ordentlich gegossen werden. Staunässe im Übertopf lässt sie jedoch verfaulen. „Am besten alle ein bis zwei Wochen ins Wasser tauchen und das Substrat danach gut abtropfen lassen“, rät Dörlitz. Blähton im Übertopf saugt dann nachlaufendes Gießwasser auf.

Tipp 3: Wenig düngen

Orchideen sind Hungerkünstler. Denn in den Ästen der Bäume bekommen sie mehr Licht als auf dem Boden, dafür kaum Nährstoffe. Wird die Pflanze auf Fürsorge zu viel gedüngt, lässt das Salz sie absterben. Deshalb sollte schwach dosierter Orchideen-Dünger genommen werden, rät Stefan Häke. Den braucht die Pflanze auch nur, wenn sie ein neues Blatt oder einen neuen Trieb bekommt. „Als Faustregel kann man sagen: Von Frühling bis Herbst alle zwei bis vier Wochen düngen.“

Tipp 4: Nicht in pralle Sonne stellen

Die meisten Orchideen wachsen unterhalb der Baumkrone – hell aber nicht direkt in der Sonne. Fenster mit Ost- oder Westausrichtung sind ideal. „Aber auch in einem Nordfenster, wenn es nicht durch Bäume beschattet ist, fühlen sich Orchideen wohl“, erklärt Dörlitz. Bekommt die Orchidee zu wenig Licht, werden die Knospen gelb und falle ab. Gänzlich ungeeignet für Phalaenopses sind Südfenster, da sie dort verbrennen. „Aber eigentlich gibt es bei rund 3000 Arten für jeden Standort eine geeignete Orchidee.“ Dörlitz rät, im Fachhandel nachzufragen.

Tipp 5: Gelegentlich pflegen

Verblühte Rispen sollten über dem zweiten oder dritten Auge abgeschnitten werden. Verfärbte Blätter am besten nicht abschneiden, sondern erst nach dem vertrocknen vorsichtig abzupfen. „Wer sich an die paar Regeln hält wird schnell merken: Orchideen sind sehr dankbare Pflanzen, die zum Teil ununterbrochen blühen“, beteuert Dörlitz.

Ausflugstipp zu Ostern: Lustwandeln, Eiersuchen und Kutschfahrten in den Herrenhäuser Gärtener

Ostern in den Herrenhäuser Gärten: In der Kutsche geht es an den blühenden Rabatten entlang. Foto: Rainer Dröse/Neue Presse

Zum Spaziergang mit Aktionen laden die Herrenhäuser Gärten in Hannover für Ostersonntag ein. Von 10 bis 17 Uhr gibt es für Familien Begegnungen mit dem Osterhasen. In den blühenden Beeten, an den Gehwegen und zwischen Bäumen werden fleißige Hasenhelfer Süßigkeiten für die Kinder verstecken.
An der barocken Mitspielstation „Spielen wie ein Fürst“ und beim Pflanzen von Kapstachelbeeren können sich Kinder austoben. Den Tag über gibt es Gratis-Führungen durch das Galeriegebäude, das sonst nur zu besonderen Anlässen geöffnet ist. Außerdem können die Gäste erstmals den Großen Garten bei Kutschfahrten aus einer neuen Perspektive erleben – das hat es noch nie gegeben. Wer  mag, kann den Garten auch mit einem Segway-Roller erkunden. Für die musikalische Begleitung sorgen der Mädchenchor Hannover und das Barockensemble Herrenhausen.
Der Eintritt kostet fünf, ermäßigt drei Euro.

Fünf Experten-Tipps für die Frühjahrskur im Staudenbeet

Viel zu tun: Staudengärtnerin Julia-Theresa Stein zupft Unkraut im Berggarten. Foto: Frank Wilde
Viel zu tun: Staudengärtnerin Julia-Theresa Stein zupft Unkraut im Berggarten. Foto: Frank Wilde

Die Gartensaison hat begonnen. Eine Expertin aus den Herrenhäuser Gärten erklärt die fünf wichtigsten Tipps für den Frühjahrskur im Blumenbeet.

Tipp 1: Unkraut zupfen

Jetzt ist das aufräumen noch leicht. „Wenn die Wildkräuter zu groß geworden sind hat man es schwerer”, sagt Staudengärtnerin Julia-Theresa Stein. Wer die Unkräuter blühen und ihren Samen im Garten verteilen lässt, hat anschließend richtig viel Arbeit. Bestehen allerdings Zweifel, ob die Pflänzchen erwünschte Sämlinge von eigenen Stauden sein könnten, sollte man allerdings bis zur Blüte abwarten. Kleinere Flächen können im Stehen mit der Hacke bearbeitet werden. „Ich gehe allerdings fast immer auf die Knie runter und arbeite dicht am Boden.” Dafür haben sich weiche Knieschoner bewährt, wie sich auch Fliesenleger benutzen. „Die halten fest am Knie und wandern anders als Kissen immer mit”, erklärt Stein.

Tipp 2: Stauden teilen

Sind Pflanzen über Winter eingegangen oder sollen Beete neu angelegt werden, muss das nicht unbedingt teuer werden.  „Durch Teilung lassen sich aus einer Staude im Frühjahr zwei machen”, rät die Staudengärtnerin. Je nach Art werden die Pflanzen nach dem Ausgraben mit der Hand, einem Küchenmesser oder sogar grob mit dem Spaten geteilt. Dadurch entstehen aus wenigen Pflanzen mit der Zeit große Gruppen. „Drei oder mehr gleiche Stauden sehen durch die Wiederholung auch schöner aus und machen mehr her als einzelne Pflanzen”, lautet Steins Profitipp. Außerdem verhindert die Teilung, dass ältere Stauden mit der Zeit von innen her kahl werden.

Tipp 3: Neu pflanzen

Bevor es richtig heiß wird ist die bete Zeit, die Beete mit neuen Errungenschaften aufzupeppen. „Staude des Jahres 2011 ist die Fetthenne, die im Herbst in keinem Garten fehlen sollte”.  Groß in Mode sei auch die Kombination von Gräsern mit Stauden. „Ich mag derzeit Lampenputzergras „Pennisetum” sehr gern, das es auch in Rottönen gibt und eine ideale Ergänzung zu Schmuckstauden wie der Präriekerze „Gaura” ist”, verrät die Berggarten-Expertin.

Tipp 4: Jetzt düngen

Um einen guten Start zu bekommen, sollte die Pflanzen jetzt gedüngt werden. Dabei braucht nicht jede Pflanzenart unbedingt eine eigene Nährstoffmischung. „Wir verwenden im Berggarten Floranid permanent.” Der Universaldünger ist im Raiffeisen-Handel und Baumarkt günstig zu bekommen und versorgt die Pflanzen für zwei bis drei Monate. Die Inhaltsstoffe seien auch unbedenklich für Nutzpflanzen wie Erdbeeren verwendbar. Wer sich an die empfohlene Menge hält und den Dünger mit Handschuhen über die Beete wirft, kann wenig falsch machen.

Tipp 5: Pilze bekämpfen

Anfällige Gartenpflanzen wie Rosen, Pfingstrosen und Phlox müssen jetzt vor Krankheiten geschützt werden. „In einem Hausgarten würde ich Spray verwenden, da man nur kleine Mengen braucht.” Wichtig sei es, sich dabei zu schützen, einen windstillen Tag zu wählen  und nur Fungizide zu nehmen, die ungiftig für Bienen sind.

Gartenheizung: Pferdemist bringt Narzissen auf Trapp

Die Narzissen wollen nicht rechtzeitig blühen? Machen Sie es doch wie die Profis im Berggarten. Weil die Ausstellung über gerüschte und geschlitzte Sonderformen der Osterglocke mangels Blüten bereits um gut eine Woche verschoben werden musste, erinnerten sich die Gärtner an einen Trick aus früheren Jahren der 1638 angelegten Herrenhäuser Gärten Hannover: Frischer Pferdemist unten in den Töpfen heizt jetzt den Zwiebeln ein. Denn bei der Verrottung wird Wärme frei. Damit es auch wirklich klappt, werden die Töpfe nachts zusätzlich mit Flies gegen Kälte geschützt. Kleine Lampen brennen darunter und sind zusätzliche Wärmequellen. Da wird wirklich mit allen Tricks gearbeitet.

Ausstellungstipp: Narzissen mit Rüschen im Berggarten

Vom Winter zurückgepfiffen: Von heute an sollten eigentlich im Berggarten Hannover besondere Narzissen gezeigt werden. Die Lieferung der Osterglocken mit gerüschte und geschlitzten Blütenkronen aus Holland kam pünktlich an. Doch leider sind fast alle Knospen noch zu. „Gerade mal zwei Sorten blühen derzeit“, heitßt es aufs den Herrenhäuser Gärten. Die Eröffnung wurde deshalb auf voraussichtlich nächste Woche verschoben. Dann sollen die etwa 30 Sorten in Weiß, Gelb, Orange und sogar Pink, die aus einer Mutation entstanden sind, in voller Pracht zu sehen sein. Sie tragen so schöne Namen wie „Sorbet“, „Rainbow Colours“ und „April Tears“. Die Ausstellung ist bis 15. März (wegen der Verzögerung vorraussichtlich auch eine Woche länger) täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet und kostet 3,50 Euro Eintritt (Kinder bis 12 Jahren frei). Übrigens: Die Zwielbeln werden anschließend nicht etwa zurück nach Holland geschickt, sondern bekommen einen festen Platz im Berggarten und jedes Jahr um Ostern für farbige Tupfer zu sorgen.