Die Kolumne – weichgeklopft ins Haus oder wie die heilige Barbara Gärtnern warten hilft

Dicke Dinger: Die Knospen der Zierkirsche blühen bis Weihnachten auf, wenn sie am 4. Dezember ins Haus geholt werden.

Nun verblühen die letzten Rosen und Astern – die Gartensaison ist vorbei. Doch es gibt Hoffnung: Bald öffnen sich die ersten neuen Blüten. Sie warten bereits in dicken Knospen am Kirschbaum.

Am 4. Dezember, dem Tag der heiligen Barbara, holen wir sie in die Wohnung. Der Legende nach soll die Jungfrau im Jahr 306 wegen ihres standhaften Glaubens nach einem Martyrium gestorben sein. Am Weihnachtstag öffneten sich auf ihrem Grab die Blüten. Äste von Süß- oder Zierkirsche aber auch Zweige von Apfelbaum, Schlehe und Forsythie eignen sich dafür. Doch nicht immer gelingt es, Heiligabend dadurch zusätzlichen Glanz in der Hütte zu bringen. Die Landwirtschaftskammer verbreitet die deprimierende Nachricht, der Klimawandel ist daran schuld. Oder, genauer gesagt, der milde Herbst. Denn Barbara-Zweige benötigen für ihre vorzeitige Blüte über mehrere Wochen Temperaturen zwischen zwei und vier Grad.

Auf die Blüten verzichten müssen wir nicht. Die Gärtnereien haben reichlich Zweige kalt gestellt. Die Tradition lebt weiter – dank moderner Kühlhäuser. Bevor sie in die warme Stube kommen, werden die Äste schrittweise an Zimmertemperatur gewöhnt. Damit die Äste genug Wasser ziehen könnten, sollten die Stielenden weichgeklopft werden. Alle drei Tage muss das Wasser gewechselt werden. So fällt uns die Wartezeit bis zum Frühjahr nicht mehr so schwer – Barbara sei Dank.

Die Kolumne: Erst der Baum, dann das Kinde

Hoch hinaus: Kinder lieben es, einen eigenen Kletterbaum im Garten zu haben.
Hoch hinaus: Kinder lieben es, einen eigenen Kletterbaum im Garten zu haben.

Klar, ein eigenes Baumhaus im Garten ist ein Traum. Doch auch ein anständiger Kletterbaum kann Kinder glücklich machen. Planen Sie Nachwuchs für die nächsten Jahre? Dann sollten Sie jetzt einen Baum pflanzen. Doch, doch, schon vor der Geburt. Denn nur so kann er den ersten Klimmzügen der Kleinen wirklich standhalten.

Bei der Auswahl des richtigen Baumes empfehlen Fachbücher den amerikanischen Geweihbaum (Gymnocladus) wegen seiner in bodennähe beginnenden, ausladenden Äste.

Wenn es schnell gehen soll, also innerhalb von kurzer Zeit ein stattlicher Baum gebraucht wird, empfehlen sich Birken und Weiden. Der Nachteil der Schnellwachser: Zum Klettern sind sie meist zu instabil. Sie sind, anders als etwa Robinien, aber nicht giftig.

Gleich in doppelter Hinsicht eignen sich Obstbäume für Kinder. Äpfel und Kirschen sind gut verzweigt. Und es gibt keinen besseren Kletteranreiz als die Aussicht, sich anschließend den Bauch mit frischem Obst vollzuschlagen.

Die Kolumne: Fische unterm Weihnachtsbaum – oder wie der Gartenteich winterfest wird

Goldfische bringen alles durcheinander – zumindest im Gartenteich. Wer Fische hat, muss auch füttern. Dadurch kommen zu viele Nährstoffe ins Wasser. Zudem wälzen die Tierchen auch noch regelmäßig den Schlamm um. Die Folge: Fischausscheidungen und Schlamm im Wasser werden zersetzt; dabei wird viel Sauerstoff verbraucht. Im Sommer ist das in der Regel kein Problem, weil Wasserpflanzen für genügend Sauerstoff-Nachschub sorgen. Weil im Winter das Wasser nicht mehr umgewälzt wird oder sogar eine Eisdecke den Teich abdichtet, bleiben Faulgase im Wasser – und vergiften die Goldfische. Da hilft nur eines: rein ins Wasser und ran an die unappetitliche Arbeit. Abgestorbene Pflanzen und Schlamm am Boden müssen weg. Oder aber die Goldfische. Die machen sich übrigens recht gut als Geschenk unterm Weihnachtsbaum.

Wer die Tierchen dennoch behalten will, sollte diese Tipps beherzigen.

Tipp 1: Laub entfernen

Im Herbst ist es besonders wichtig, in den Teich gefallenes Laub regelmäßig zu entfernen. Am besten geht das mit dem Kescher. Sinken die Blätter nach ein paar Tagen auf den Grund, zersetzen sie sich und reichern den Teich mit zu vielen Nährstoffen an. Das verstärkt den Algenwuchs und lässt den Teich verschlammen.

Tipp 2: Für winterfeste Bepflanzung sorgen

Schilf, Gräser und Rohrkolben müssen unbedingt im Teich bleiben, da sie auch bei kaltem Wetter die Sauerstoffversorgung unterstützen. Abgestorbenes Pflanzenmaterial am Teichrand sollte hingegen entfernt werden.

Tipp 3: Fische schützen

Um für den Winter gewappnet zu sein, brauchen Teichfische ausreichend Vitaminreserven. Der Fachhandel hat spezielles Winterfutter parat. Es ist auf die Versorgung bei Temperaturen unter 17 Grad abgestimmt. Wichtig ist, dass nicht zu viel gefüttert wird. Hören beispielsweise Kois auf, an der Oberfläche um Futter zu betteln, sollten sie auch keines mehr bekommen. Ganz wichtig ist, dass Fische erst bei einer Wassertiefe von mindestens 80 Zentimetern im Teich überwintern können. Ist es flacher, gehören die Tiere für den Winter in ein Aquarium in einem kühlen Keller.

Tipp 4: Luftloch frei halten

Überwintern Fische im Teich, darf er nicht vollständig zufrieren. Das lässt sich mit einem Eisfreihalter aus dem Fachhandel oder hochwertigen Pumpen und Filtern erreichen. Die Wasserbewegung hält dabei einen Teil der Oberfläche über Winter eisfrei.

Die Kolumne: Mediterraner Weihnachtsschmuck – oder Blätter fallen, Feigen hängen

Die Blätter unserer adoptierten Feige verlieren zusehends an Farbe. Bald wird der stattliche Baum erstmals nackt, ganz ohne Feigenblatt vor uns stehen. Als wir im Sommer aus Norddeutschland an den Mittelrhein zogen, bestaunten wir die mediterrane Schönheit in unserem neuen Garten. Da stand der Klimawechsel lebendig vor uns – gemeinsam mit dem Trauben behangenen Rieslingstock am Balkon und der reich tragenden Kiwipflanze an der Pergola. Weinbauregion eben. Einige wenige Feigen wurden tatsächlich im Sommer reif und andächtig in der Familie aufgeteilt. Der große Rest hängt noch unreif am Baum. Fallen die vielen Feigen bald gemeinsam mit den Blättern ab? Wenn die grünen Ballons an den kahlen Ästen hängen bleiben wird das wohl wie griechischer Weihnachtsschmuck aussehen. Ich halte schon mal die Lichterkette bereit.

Die Kolumne: Quadratisch, praktisch, öd

Sie gehörten in jeden 70er-Jahre-Garten: Thuja- und Koniferenhecken galten damals als Gartenjuwel. Jeder wollte eine. Schließlich sind sie auch im Winter avocadogrün und unterscheiden sich krass von der Buchenhecke in Mutterns Schrebergarten. Hier und da stehen die penibel eckig geschnittenen Relikte einer anderen Zeit noch – gern auch als gestreift Hecken mit abwechselnd hellen und dunklen Pflanzen. Sie sind praktisch und preiswert. Und lassen sich so wunderbar in Form schneiden.  Für die Umwelt sind diese Hecken aber in etwa so förderlich wie ein PVC-Bodenbelag fürs Raumklima. Darunter wächst nicht mal Gras, und kein Tier mag sie. Da frage ich mich, welches Marketing-Genie sich den deutschen Namen „Lebensbaum“ dafür ausgedacht hat.

Die Kolumne: Wieso ist eigentlich ein Vogel neuer Baum des Jahres?

Die Lerche ist gestern zum Vogel des Jahres 2012 ernannt worden. Oh völlig falsch, ich bitte um Entschuldigung. Also noch mal: Die Lärche ist gestern zum Baum des Jahres 2012 ernannt worden. Die einen singen virtuos und brüten auf dem Boden, die anderen wachsen im Hochgebirge und werfen im Winter als einziger heimischer Nadelbaum alles Grüne ab. Die Elsbeere hat damit als Baum des Jahres ausgedient. Schade eigentlich. Zum Glück wurden in den vergangenen zwölf Monaten, als die „Schöne Else“ im Rampenlicht stand, viele dieser Bäume gepflanzt. Dank Umweltschützern und Brautpaaren wachsen hier jetzt mehr von den Bäumen, deren Früchte gegen Bauchschmerzen und Verdauungsproblemen helfen sollen. Die Nadeln der Lärche hingegen werden vermutlich Bauchschmerzen bei denen verursachen, die sie essen. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass massenhaft Brautpaare die Alpen hochsteigen, um Lärchen zu pflanzen. Aber vermutlich wird dieser hier seltene Baum  durch seine Wahl nun bekannter. Damit niemand mehr glaubt, Lärchen könnten singen. Ach ja:  Vogel des Jahres 2012 ist übrigens die Dohle.

Die Kolumne: Blumige Patchwork-Familie oder ein neuer Name für klassischen Beetschmuck

Klassischer Beetschmuck: Jetzt ist Pflanzzeit für Stiefmütterchen.

Sie galten lange als Oma-Blume, doch inzwischen ist das Image des Stiefmütterchens (gezüchtet seit dem 16. Jahrhundert) gründlich aufpoliert. Pflegeleicht und anspruchslos sind sie noch immer. Werden Stiefmütterchen jetzt gepflanzt, blühen weniger empfindliche Arten den Winter durch. Dabei gibt es immer mehr  Varianten, die gar nicht altbacken daherkommen – in Hellbau, Ton in Ton verlaufend und sogar mit Tigerstreifen. Nur der Name ist stiefmütterlich geblieben. Er stammt wohl von den ungleichen Blütenblättern bei der klassischen dreifarbigen Variante – das unterste Blütenblatt symbolisiert die Stiefmutter, die sich anschließenden, ähnlich gefärbten die beiden Töchter und die oberen, traditionell andersfarbigen Blütenblätter die Stieftöchter. Mit den vielen neuen Züchtungen wäre es an der Zeit für eine Umbenennung. Wie wäre es denn mit Patchwork-Viola? Schließlich gehen die Blüten auch mit der Zeit.

Die Kolumne: Weder Tiere noch Pflanzen oder Pilzalarm im Garten

Sie liegen auf der Beliebtheitsskala knapp unterhalb von verfaultem Fallobst und knapp oberhalb von Nacktschnecken: Im Garten sprießen die Pilze. Wo die Wurzeln des gefällten Apfelbaumes unter der Erde modert, steht ein Haufen Pilze mit giftig-gelben Köpfen (vermutzlich Löwengelber Dachpilz). Im Moos durchzogenen Rasen tauchen immer wieder bräunliche Pilze von schlanker Statur auf, gemeinhin bekannt als Tintlinge. Und an einem alten Baumstumpf wachsen dachziegelartige Baumschwämme. Die Kinder ekeln sich gehörig. Und berühren die Fruchtkörper, die biologisch weder Pflanzen noch Tiere sind, höchstens mit der Fußspitze. Dennoch entgeht ihnen nie ein Pilz im Garten, auch wenn sie ihn unter keinen Umständen (auch nicht in Butter gebraten) essen würden. Schade eigentlich – sonst könnte ich ihr Talent zum Pilze-Aufspüren aunutzen und sie auf Steinpilz-Jagd in den Wald schicken.

Die Kolumne: Das Glück in der Tasche tragen

Glänzende Glücksbringer: Die Kastanien fallen von den Bäumen.

Jetzt liegen sie wieder auf dem Boden und wollen mitgenommen werden. Wunderbar glänzende, sattbraune Kastanien. Sie sehen so glatt aus, dass ich meine Hand einfach danach ausstrecken muss. Ich streiche dann ein paar Mal darüber und stecke sie ein. Und so trage ich immer einige Baumfrüchte mit mir herum. Und rede mir ein, dass sie mir Glück bringen, wenn ich dann und wann daran reibe und mir etwas wünsche.

So was vererbt sich. Meine Urgroßmutter glaubte beispielsweise fest daran, dass eine schillernde Fischschuppe in ihrer Geldbörse dafür sorgen würde, dass ihr nie das Geld ausgeht. Meine Kinder haben das Gen übrigens auch. Das stelle ich immer wieder fest, wenn ich die Wäsche aus der Maschine hole – und Kastanien finde.

Die Kolumne: Lasst die Blätter ruhig ausreden!

Herbstleuchten: Die Blätter des wilden Weins färben sich rot.

„Mama, wer malt die Blätter an?“ Ein laufender Meter stützt sich auf seinen Kinderbesen und schaut auf einen Haufen hübsch-gelber Lindenblätter. „Die vergammeln einfach“, erklärt sein Freund (4) im Oberlehrerton. Die Natur, wenn auch nur beim Laubfegen vor der eigenen Haustür, ist manchmal die beste Schule.

Da fängt man als Mutter besser nicht mit dem Abbau des Pflanzenfarbstoffs Chlorophyll an. Das er einsetzt, wenn die Tage kürzer und kälter werden. Ist der grüne Farbstoff weg, werden die leuchtend gelben und roten Farbpigmente sichtbar, die während des Sommers durch das Grün überlagert waren.

„Die Blätter sagen dem Sommer auf Wiedersehen, bevor die Bäume in den Winterschlaf gehen“, sage ich. Der wilde Wein am Zaun leuchtet knallrot in der Herbstsonne. „Na Mama, dann können wir sie ja auch noch eine Weile liegenlassen, bis sie ausgeredet haben.“ Manchmal steckt viel Weisheit in einem Vierjährigen. Und Laubfegen hat wirklich noch Zeit.