Die Kolumne: Hier wird der Zahnarzt zum Winzer – oder warum Laien süße Trauben ernten

Weinlese in Brey am Rhein: Die Ernte ist üppig und die Trauben zuckersüß.

Landleben kommt immer mehr in Mode. Das zeigt sich an beliebten Zeitschriften wie LandLust, Liebes Land, Mein schöne Land und Land Idee. Das zeigt sich auch in Brey am Rhein, kurz vor Koblenz. Als dort der letzte Winzer aufhörte, wollte das eine Hand voll Weinliebhaber im Ort nicht hinnehmen. Südhanglage und Schieferboden in mildem Mittelrhein-Klima dürfen nicht brach liegen. So gründete sich 2005 die Weinbruderschaft Breyer Hämmchen. Das Grundstück gab es von der Gemeinde, Geld von traditionsbewussten Sponsoren. Sechs Jahre später werden dort 4300 Riesling-Stöcke von Laien gehegt und gepflegt. Ärzte sind dabei, Politiker, Lehrer aber auch Bauern. Immer Samstags arbeiten sie gemeinsam in der Natur, beschneiden, ziehen und jäten. Gerade war der spannendste Tag des Weinjahres: Die Hobby-Winzer griffen zur Schere und lasen bei 35 bis 50 Prozent Gefälle und strahlender Sonne die beste Ernte in der Geschichte des Vereins. Der Jahrgang 2011 ist üppig, die Trauben sind zuckersüß. Jetzt übernimmt Florian Weingart, Winzer aus Spay, die Kellerarbeiten. Vielleicht wird dieser Riesling die 2010er Auslese übertreffen, immerhin ausgezeichnet mit der Goldenen Kammerpreismünze. Aber wie es auch kommt, die Hobby-Winzer freuen sich auf den abgefüllten Lohn ihres sinnvollen Freizeitvergnügens. Denn so macht die Rückbesinnung auf Tradition und Landleben nicht nur Spaß, sondern auch Sinn. Zum Wohl!

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