Vögel sind die eigentlichen Herren des Gartens. Zumindest benehmen sie sich so. Das Taubenpaar flaniert regelmäßig auf dem Gartenweg wie einst König Georg und seine Marie in den Herrenhäuser Gärten in Hannover. Die Amsel baute nicht nur ihr Nest unters Dach unseres Carports und ließ ihren ungezogenen Nachwuchs die Autodächer mit Graffiti beschmutzen. Nein, sie schimpft uns auch wie Einbrecher aus, sobald wir in den Garten kommen. Eine dreiste Spatzenbande lümmelt oft mitten auf dem Terrassentisch und erwartet Kekskrümel zur Kaffeezeit. Und die Stare? Sie fallen mit ohrenbetäubendem Lärm über den Kirschbaum her, als wären sie Heavy-Metal-Fans beim Open-Air in Wacken.
Kategorie: Die Kolumne
Die Kolumne: Eine Rose für den Grünmüll
Ich liebe Geschenke. Besonders Dinge für den Garten. Vor knapp sieben Jahren schleppten Kollegen eine rote Rose an. Ein Hochstammbäumchen – ohne ein einziges Blatt. „Die blüht noch, und ich habe sie voll günstig bekommen“, präsentierte meine Kollegin damals stolz das Schnäppchen. Ich habe die Rose gehegt und gepflegt, ehrlich. Doch jedes Jahr treiben die Blätter aus, fangen an zu rosten und fallen ab. Im Sommer habe ich regelmäßig einen kahlen Strauch mit ein paar Blüten im Beet stehen. Wirklich schön war die Rose eigentlich nie. Nun kommt sie in den Grünmüll und ich habe ein Ärgernis weniger. Auch wenn es schmerzt, ein Geschenk so zu entsorgen. Entschuldigt, liebe Kollegen!
Die Kolumne: Schlucken Sie doch den Giersch!
Bei diesem Plagegeist passt der Name. Beißen Sie mal die Zähne aufeinander, als ob Sie Zahnschmerzen haben und sagen Sie „Giersch!“. Genau so fies wie das klingt, fühlt es sich auch an, das gleichnamige Kraut im Blumenbeet zu bekämpfen. Tauchen die gezackten Blätter einmal im Garten auf, wird man sie kaum wieder los. Ihre Strategie ist unschlagbar: Giersch breitet sich über Wurzelausläufer aus. Jedes übersehene Stückchen wächst zu einer neuen Pflanze heran. Andererseits werden dem würzig riechenden Kraut Heilkräfte nachgesagt – vor allem gegen Gicht und Rheuma. Wer also Giersch statt Petersilie ins Essen gibt, ist mitunter froh, so viel davon im Garten zu haben.
Die Kolumne: Mit nackter Pflanze verreisen
Erinnern Sie sich in Jean Reno in dem Gangsterfilm „Léon der Profi“? Das Herz des Auftragsmörders hängt nicht nur an der kleinen Natalie Portman (mit 12 Jahren ihre erste große Rolle), sondern auch an einer Topfpflanze, da sie wie er „keine Wurzeln hat“. Die hat seine geliebte Aglaonema, auch Kolbenfaden genannt, natürlich doch – immerhin wächst sie in einem Blumentopf. Die Grünpflanze hat gezeichnete Blätter an langen Stielen und wächst eigentlich in tropischen Wäldern Ostasiens, aber das nur nebenher. Auf seiner Flucht nimmt Léon den Topf stets mit.
Der Kolbenfaden jedenfalls mag es feucht und warm. Keine leichte Aufgabe, da den geeigneten Platz in der Wohnung zu finden. Dafür kommt die Pflanze mit wenig Licht aus. Bester Standort ist da wohl das Badezimmer in der Nähe der Dusche. Wie Aglaonema auf häufiges Umziehen reagiert, ist bislang leider nicht dokumentiert.
Eigentlich keine gute Idee, mit einer Pflanze zu verreisen. Denn viele mögen keinen Standortwechsel. Zum Beispiel Ficus benjamin. Ihn sollte man stets zu Hause an seinem angestammten Platz stehen lassen. Der Zimmerstrauch wirft nach einem Ortswechsel gern die Blätter ab und steht plötzlich nackt da. Und so ein nackter Benjamin kann im Ausland richtig peinlich werden.
Die Kolumne: Kleine Tierchen, große Sauerei
Für manche grässlichen Dinge gibt es wirklich schöne Namen. Honigtau zum Beispiel. Darunter stellt sich der poetische Mensch süße Tropfen vor, die einem wie im Paradies von Blättern in den Mund rollen. Die grausame Wahrheit ist, dass es sich dabei um Blattlausurin handelt. Wir wohnen an einem mit Linden bepflanzten Platz. Und Blattläuse lieben die weichen, saftigen und süßen Lindenblätter. Sie saugen den lieben langen Tag daran herum. Und lassen den Rest einfach auf die geparkten Autos rieseln. Diese sind im Nu mit einem ekligen Klebefilm überzogen. Und der ist so stark, dass die Fensterheber blockieren. Und das überfordert sogar die Geduld des größten Tierfreundes.
Die Kolumne: Mundraub am Obstbaum
Die Kirschen werden reif. Steigen Sie zum Pflücken nachts heimlich in Nachbars Garten? Gar nicht nötig! Im Internet gibt es eine Seite (www.mundraub.org), auf der Obstbäume erfasst sind, die von jedermann abgeerntet werden dürfen. Die Computerzeitschrift c’t schrieb kürzlich darüber. Mit dem Effekt, dass sicherlich nicht nur eine Frau die Lieblingszeitschrift ihres Mannes mit Interesse gelesen haben dürfte. Das Prinzip ist einfach: Wer einen frei wachsenden Kirsch- oder auch Apfel-, Mirabellen- oder Maulbeerbaum kennt, kann ihn in der Karte eintragen. Auch für Nüsse, Beeren und Kräuter gibt es Karten. Und wer beim Sonntagsspaziergang grundsätzlich Hunger bekommt, kann seine Route entsprechend planen. Aber lassen Sie noch was für die anderen hängen!
Die Kolumne: Wo gibt es grüne Daumen?
Neulich wurde ich auf meinen „grünen Daumen“ angesprochen. Wo ich den denn her hätte? Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt einen habe. Wenn ja, dann ist der sicher nicht geerbt.
Ich habe ihn mir erarbeitet. Durch viel, viel Lesen – in Büchern, Zeitschriften und Stauden-Enzyklopädien sowie durch Gespräche mit Fachleuten. Und natürlich durch ausprobieren – im Garten und auf der Fensterbank.
Und dann fand ich den grünen Daumen im Internet. Vorsichtshalber habe ich mir auch einen bestellt. Es gibt ihn seit Anfang des 20. Jahrhunderts: Tausende von Briefsortierern der Post steckten ihn sich frühmorgens auf die Fingerkuppen. Offiziell heißt der grüne Daumen Blattwender, er ersetzte das unhygienische Ablecken. Durch die maschinelle Abfertigung der Briefe hat er sich genauso überholt wie die Vererbung des grünen Daumens für Pflanzen. Und ist das nun Pech oder Segen?
Die Kolumne: Ein Hoch auf die kleine Schwester
Der Himalayamohn ist so etwas wie die Königin der Stauden: Die großen, blauen Blüten von „Meconopsis grandis“, so ihr lateinischer Name, strahlen einen verführerisch von Gartenkatalogen und Staudenbüchern an. Doch mit den Jahren habe ich gelernt, diese Diva unter den mehrjährigen Pflanzen zu hassen. Jahr und Jahr wurde ich bei ihrem Anblick schwach und kaufte sie – für viel Geld. Ich hegte, wässerte, düngte sie. Aber Jahr um Jahr ging sie mir ein. Ich tauschte die Erde aus, setzte die Pflanze in einen Topf, wechselte den Standort. Nichts half. Nun bin ich wieder versöhnt mit Meconopsis. Denn die Blaue hat eine kleine gelbe Schwester: Meconopsis cambrica. Seit ich sie ausgesät habe, sprießen ihre zitronenfarbenen Blüten in allen Ecken des Gartens. Einfach nur schön. Und vor allem: ganz pflegeleicht.
Die Kolumne: Traumhaus mit Kiwi-Problem
In ein Haus mit bereits angelegtem Garten umzuziehen, birgt immer Überraschungen. Wie wird der Garten wohl im Sommer aussehen? Welche Überraschungen schlummern unterirdisch? Was wird einem dereinst über den Kopf wachsen? Das kann durchaus für Alpträume sorgen. Meiner heißt derzeit „Kiwi“. Denn in unserem Traumhaus rankt über einer Pergola eine neun Jahre alte Kiwipflanze. Der Hinweis „Sie trägt reichlich“ sorgte gleich für Bauchgrummeln. Denn so schön das Haus auch ist, Ende Oktober könnten wir bis zu 1000 Früchte ernten. Mag jemand Kiwi-Marmelade?
Die Kolumne: Es kann nicht immer edel sein
Hobbygärtnerinnen tragen Landhausmode und Sonnenhut und arbeiten mit edlem englischen Werkzeug. Na klar, in England gibt es auch Frauen, die nach drei Stunden Unkrautstechen im Beet noch vorzeigbar aussehen. Doch die Mehrheit hierzulande trägt dreckige Handschuhe, Gartenclogs mit reichlich Erde dran und Hose mit durchgescheuerten Knien. Ich hocke statt auf einem geblümten Kniekissen (wie dem hübschen von Spiegelburg Garden für 15 Euro) auf einem Rest blauen Dämmstyropor. Was nicht wirklich elegant aussieht, aber seit Jahren gute Dienste leistet. Wir leben ja schließlich nicht in England.